Bild: Martin Amann

Nordlichter im Frühling

Kammerchor mit unkonventionellem Programm in Untergrombach

In der gut gefüllten Kirche St. Cosmas und Damian gab der Kammerchor Bruchsal unter der Leitung von Sebastian Hübner ein Chorkonzert, das mit homogenen Klängen wie Nordlichter in verschiedenen Farbspektren schimmerte und die Zuhörer auf eine emotionale Reise durch die Welt der Musik mitnahm. Das Frühlingslicht, das durch die bunten Kirchenfenster strömte, verstärkte diesen zauberhaften Effekt und tauchte den Raum in ein warmes, einladendes Ambiente.
Unter dem Titel »Northern Lights« kamen ausschließlich Stücke skandinavischer Komponisten zur Aufführung. Hübner hatte ein kurzweiliges und dramaturgisch einleuchtendes Konzert zusammengestellt. Zu Beginn führte er mit einer kurzen Einleitung in die Besonderheiten der skandinavischen Chormusik ein und ermöglichte den Konzertbesucherinnen und -besuchern den musikalischen Zugang zu den dargebotenen Werken. Die ausführliche Darstellung der Texte und weitere Informationen im Konzertprogramm lieferten gute Hintergrundinfos zu den einzelnen Stücken.
Ungewöhnlich für den Konzertbesucher bereits zu Beginn die Aufstellung des gut 30 Sängerinnen und Sänger umfassenden Ensembles, nicht in klassischer Chorordnung nach Stimmen geordnet, sondern „gemischt“. Der Chor überzeugte bereits von den ersten Takten an mit äußerst präziser Artikulation, hervorragender Dynamik vom feinsten Pianissimo bis hin zum klanggewaltigen Fortissimo und einer auch in schwierigsten Passagen lupenreinen Intonation.
Ein Gänsehautmoment war für viele Besucher „Immortal Bach“ von Knut Nystedt, das mit seinen Clustern den Kirchenraum zum Schwingen und Klingen brachte. Es waren Nordlichter, aus (Ober)Tönen gewebt. Neu für viele Konzertbesucher waren sicherlich die sogenannten »Joiks«, spezielle Gesangsformen der Samen, die beim Konzertbesucher nachhaltigen Eindruck hinterließen: faszinierende und fremde Klangteppiche mit überraschenden Einwürfen.
Das Dirigat von Sebastian Hübner war äußerst präzise. Er verstand es, auch feinste Unterschiede in Dynamik und Ausdruck zu modulieren.
Die Orgelimprovisationen des Organisten Johannes Kraft fügten sich harmonisch in das Gesamtkonzept ein. Mit technisch präzisen Spiel und durch gefühlvolle Interpretation gestaltete er die Übergänge zwischen den Chorbeiträgen.
Standing Ovations für ein Konzert der besonderen Art und herausragender Qualität.

Ulrich Kohler


Wenn Sie sich genauer informieren wollen, finden Sie hier das

Programmheft Northern Lights

und ein Kleines Lexikon zum Konzert.