Händels „Messiah“ in der Stadtkirche Bruchsal (11.11.2023)

Ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Konzert des Kammerchores Bruchsal war es, das die zahlreich erschienene Zuhörerschaft in der Stadtkirche „Unsere Liebe Frau“ in Bruchsal mit dem „Messiah“ in der Originalfassung von Georg Friedrich Händel zu hören bekam.

Außergewöhnlich ist schon das Werk selbst- so kommt der Name Jesu Christi im zugrunde liegenden Libretto von Charles Jennens nur ein Mal vor, und es stützt sich in weiten Teilen auf prophetische Texte des Alten Testaments. In drei Teilen schildert Händel musikalisch mit unglaublichem harmonischen, melodischen und rhythmischen Erfindungsreichtum und typisch barocken musikalischen Affektmitteln die Geburt, Passion, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu.

Außergewöhnlich auch die Wahl der englischen barocken Originalsprache und der barocken, sparsamen Besetzung des Orchesters mit Streichern Continuo und Bläsern. So entstand ein sehr authentischer, fast kammermusikalischer Eindruck, der der Intension Händels wesentlich gerechter wurde, als so manch pompös-übersteigerte Aufführung des Werkes.

Das war schon mit dem ersten Akkord des Orchesters in der einleitenden „Symphony“ deutlich hörbar. In Form einer „Französischen Ouvertüre“ öffnete das Ensemble den glänzend disponierten Vokalsolisten gleichsam den akustischen Vorhang für das folgende Wechselspiel von Accompagnati, Rezitativen, Arien, Duetten und Chören. Immer einer adäquaten vokalen Umsetzung des Textgehaltes verpflichtet, gestalteten die Solisten Carmen Buchert (Sopran) Sandra Stahlheber (Alt) Jo Holzwarth (Tenor) und Markus Lemke (Bass-Bariton) ihre jeweiligen Partien, mal mit einer niemals forcierten Strahlkraft in der Höhe (Carmen Buchert), mal mit wunderbar samtener Tiefe (Sandra Stahlheber), mal mit tenoral leuchtendem Timbre (Jo Holzwarth) oder auch mit kraftvoll-voluminösem, aber nie überdramatisierenden Duktus (Markus Lemke).

Der Chor griff die große Musizierfreude des Orchesters sofort auf, geschickt unterstützt durch die Wahl frischer Tempi durch den Dirigenten Sebastian Hübner. Sowohl in den homophonen Teilen als auch in den schwierigen Koloraturen der Fugen glänzte der Chor als Ganzes. Scheinbar mühelos gelang das stimmliche Umschalten von lyrischen, verinnerlichten Passagen hin zu dramatischen Ausbrüchen, aber immer geprägt von großer Stimmkultur und sehr guter Intonation. Besonders eindringlich erklangen die Kontraste des zweiten Teils in der Abfolge von Leiden und Sterben Christi bis hin zur Himmelfahrt, musikalisch umgesetzt in dem berühmten Halleluja-Chor mit voller Orchesterbesetzung.

Im dritten Teil über Erlösung, Offenbarung und dem Ende der Zeiten spannte Sebastian Hübner durch sein einerseits detailliert-führendes und ausdrucksstarke, andererseits aber auch große Musizierfreude bei allen Mitwirkenden zulassende Dirigat den musikalischen Bogen bis hin zu der großen Amen-Fuge, die Händel so grandios quasi aus dem Nichts heraus aufbaut und Einsatz um Einsatz auftürmt bis zur gewaltigen Schlusskadenz. In diesem letzten Stück gelang eine quasi musikalische Apotheose fernab jeglicher Überforcierung und jeglichem imperialem Pathos, die Zuhörer wie Mitwirkende spürbar ergriffen in den Abend entließ.

Ulrich Brückmann

Der Kammerchor in Bestform

Bruchsaler Kammerchor singt Johannes Brahms, Liebeslieder und Ziegeunerlieder
Es ist schon ein besonderes Wagnis, mit einer 35 Stimmen zählenden Chorgemeinschaft ein solches Mammutprogramm einzustudieren und mit hohem künstlerischem Anspruch gekonnt zu präsentieren. Das kann mit Erfolg nur unter professioneller Leitung realisiert werden: Sebastian Hübner, selbst gefragter Oratorientenor und Schüler u.a. von Gerd Türk, lehrt an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg Gesang und Oratoriengestaltung. Seit 2019 leitet er den hochmotivierten Bruchsaler Kammerchor.
Die Liebeslieder Opus 52 von Johannes Brahms und seine Zigeunerlieder Opus 103 forderten vom Chor in Tempi, Dynamik und Artikulation extrem kontrastierende Gestaltungsvarianten vom feinsten Piano bis zum gesunden Forte, von zart-lyrischer Geschmeidigkeit bis zum ungestüm-mächtigen Aufbrausen.
Dazwischen gestaltete Toshiki Esau die Waldszenen Opus 82 von Robert Schumann. Seine Interpretation spiegelte die hohe Professionalität des Pianisten mit einem bezaubernden Klangfarbenrausch am Leihflügel, der vom Chor kostspielig angeschleppt werden musste, weil ein solches Instrument im Ehrenbergsaal des Bruchsaler Bürgerzentrums noch immer nicht zur Verfügung steht.
Im vierhändig zu begleitenden Liebesliederzyklus sprang Hinako Fujimoto für die erkrankte Mirjam Schulze ein und verlieh zusammen mit ihrem kongenialen Duopartner dem gesamten musikalischen Erlebnis ein nahezu orchestrales Klangbild. Die Leichtigkeit des Klavierspiels mit perlendem Diskant, satten Bässen immer gelingenden Ritardandi bilden mit dem Chor eine symbiotische Einheit, die Maßstäbe setzt. Online und in dem aufwändig gestalteten Programmheft lässt sich über das Künstlertrio Clara und Robert Schumann mit Johannes Brahms viel Interessantes, Erfreuliches und künstlerisch Produktives nachlesen, das Bernhard Dedera zwischen den musikalischen Beiträgen versiert vortrug. Das glückliche Brahms-Schumann’sche künstlerische Zusammenwirken hat der Nachwelt zeitlose Kleinodien von besonderem Rang beschert. Ein Segen, dass das an anspruchsvoller Klavier- und Chormusik interessierte Publikum in Bruchsal miterleben durfte.
Mit glasklaren Tempovorgaben reißt Sebastian Hübner seine Sängerinnen und Sänger mit, wobei die professionelle Stimmbildung aller Choristen von Carmen Buchert nicht zu überhören war. Die Frauenstimmen waren in Tempi und Artikulation extrem homogen und den Chortenören wurde eine Intonationsakrobatik zugemutet mit ständigen Wechseln von der Bruststimme ins Falsett, nicht selten am Anfang der Lieder, bisweilen auch rein tenorsolistisch. Doch Hübner führt quasi als Mitsänger, atmet und phrasiert und seine Chorsängerinnen folgen ihm, als stünde er leibhaftig auf der Seite des Chores. „Oh die Frauen“ singen nur die Männer, „Kleiner hübscher Vogel“ nur der Chortenor, die „Hopfenranke“ wird zum interpretatorischen Highlight.
Neben einem reinen Unisono-Lied der Soprane „Wohl schön bewandt“ tobt im Fortissimo „Nein, es ist nicht auszukommen“, dessen zweite Strophe in andächtigem Piano versinkt.
Im Programmheft findet sich von Clara Schumann ein hochaktueller, auch nachdenklicher Hinweis: „Merkwürdig erscheint es mir, wie die Schrecknisse von außen die inneren poetischen Gefühle in so ganz entgegengesetzter Weise erwecken“. Das ist dem Bruchsaler Kammerchor am 7. Mai vorzüglich gelungen.
 
Johann Beichel

Der Kammerchor singt im Fürstensaal des Bruchsaler Schlosses

Motetten von Heinrich Schütz und Johann Hermann Schein

Mit dem hochaktuellen Thema „Verleih uns Frieden gnädiglich“ war das Konzert des Bruchsaler Kammerchors unter der Leitung von Sebastian Hübner im Fürstensaal des Schlosses überschrieben. Dort erklangen frühbarocke geistliche Motetten zweier befreundeter Großmeister des Genres, von Heinrich Schütz und Johann Herrmann Schein, dem Thomaskantor in Leipzig ab 1616. Nach Praetorius’ Tod war Schütz Kapellmeister am sächsischen Hof in Dresden. Schein war auch ein gefeierter Musiker seiner Zeit und sein „Israelsbrünnlein“ zählt zu den bedeutendsten deutschen Motetten-Sammlungen des 17. Jahrhunderts. Heinrich Schütz gilt unter allen deutschen Komponisten als der prominenteste des Frühbarocks und als erster von europäischem Rang.

In viermaliger Folge werden je drei Motetten interpretiert, deren Auswahl vom Kontemplativen bis Zuversichtlichen, vom alttestamentarisch Fragenden zur gläubigen Gewissheit der Paulusbriefe reicht. Zwischen den Chorbeiträgen kommen die hochmotivierten Instrumentalisten des vorzüglichen Continuo-Trios „aus der Deckung“ und interpretieren Werke alte Meister, von Nicolai, Grandi und Castello auf Gambe, Theorbe und Violone. Michael Spengler, Rudolf Merkel und Ulrike Klamp sind ideale Partner des Chores, die als Begleiter und auch in ihren delikaten Triobeiträgen im opulenten Raumklang des Prunksaales einen idealen Gestaltungspartner finden. Für Zuhörer ist der Fürstensaal akustisch reiner Genuss, für Sänger und Chöre hingegen ein Wagnis, nicht aber, wenn man wie Hübner und sein Bruchsaler Kammerchor so meisterlich damit umzugehen weiß. Die Textverständlichkeit gelingt dabei so überzeugend, dass es des liebevoll gestalteten Programmheftes kaum bedurfte. Maximale Transparenz und intonatorische Sicherheit gelingt auch in Dur-Moll-Querständen und Anfangstonarten zaubern Dirigent und Chor aus dem Nichts. In der ersten Schütz-Motette „Das ist je gewisslich wahr“ ist die angespannte Konzentration für entspanntes Gestalten nicht die ideale Voraussetzung, weicht aber bereits im nachfolgenden Beitrag einer zupackenden Lockerheit. Im Finale wird die ausladende Doxologie von Heinrich Schütz „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“ als sechsstimmige Motette Nr. 18 aus der Geistlichen Chor-Musik überzeugend interpretiert.

Maestro Hübner ist vom Fach. Er lehrt an der kirchenmusikalischen Hochschule in Heidelberg und ist selbst gefragter Solotenor, dementsprechend professionell seine stimmbildnerische Kompetenz, die sich in erstaunlicher Homogenität der chorischen Stimmregister zeigt. Gestaltungsvitalität und rhythmische Präzision erreicht er durch die Akzentuierung aller Konsonanten, die dann Gestaltungslebendigkeit, Frische und sympathisches Federn auslösen. Der Chorleiter zeichnet mitreißend, vorausschauend und mimisch durchweg ermutigend, erreicht ein zupackendes Forte, aber auch ein filigranes tragfähiges Piano mit seinen 30 Stimmen im Chor. Einmal mehr zeigt sich in diesem anspruchsvollen und meisterlich gelungenen Chorkonzert, dass unplugged, weil leibhaftig und lebendig gesungen und gespielt bezüglich Rührung, Überzeugungskraft und Tiefe aller Lautsprechermusik haushoch überlegen ist.

19. 02. 2020, Johann Beichel

Passion unter dem Bild des Auferstandenen

Eine bewegende Aufführung der Johannespassion in der Lutherkirche in Bruchsal

Manche Zuhörer waren erstaunt, wie schnell die zwei Stunden der  Johannespassion von Johann Sebastian Bach vergangen waren. Es ist ein anspruchsvolles Werk, für Ausführende wie für Zuhörende. In kunstvoller Weise sind in Bachs Komposition der biblische Passionsbericht und die ihn kommentierenden Choralsätze, Rezitative und Arien miteinander verwoben. Es gelang den Aufführenden, den Spannungsbogen über die gesamte Dauer der Aufführung aufrechtzuerhalten.

Der Kammerchor sang in der Bruchsaler Aufführung der Passion klangschön, intonationssicher, oft von packender Dramatik und starker und differenzierter Expressivität, die nie ins Gefühlige abrutschte. Die Turba-Chöre zeigten den Chor in verschiedenen Rollen der Handlung: Er verkörperte die gläubige Gemeinde, den wütenden Mob, die hämischen Kriegsknechte, die arroganten Gesetzeslehrer, und gab jeder dieser Gruppen eine eigene Klangfarbe, einen eigenen musikalischen Ausdruck.

Ins Zentrum seiner Interpretation stellt Sebastian Hübner die Choräle, die er als meditative Ruhestellen inmitten des dramatischen Geschehens interpretierte.

Daniel Schreiber (Tenor) gestaltete seine Arien mit intensiver Textausdeutung und führte als Evangelist mit schlanker und beweglicher Stimme durch die Passion, sang aber auch sprachgewaltig und ausdrucksstark: »Barrabas aber war ein Mörder.« In diesen wenigen Worten offenbarte sich das gesamte Drama der Leidensgeschichte.

Markus Lemke (Bass) sang die Jesusworte souverän, mimisch und stimmlich sehr differenziert und zeigte, dass in der Passion Jesu schon die Auferstehung mitgemeint ist. 

Matthias Horn (Bass) gestaltete seinen Part flexibel und klangschön. Ein überraschender Moment der Passion ist die Arie »Mein teurer Heiland«, in der sich der Sänger mit dem Chor verbindet, um gemeinsam über den Tod Jesu und seine Erlösung zu meditieren.

Magdalene Harer (Sopran) sang mit perlender Leichtigkeit, berückender Schönheit und mit großer Innigkeit, besonders spürbar in ihrer letzten Arie: »Zerfließe, mein Herze«. Wer wollte sich dieser Aufforderung nicht anschließen?

Nora Steuerwald (Alt) berührte mit warmer, einfühlsamer Stimme und mit ihrer tiefen Interpretation die Zuhörer, besonders in der Arie »Es ist vollbracht«, einer der vielen Höhepunkte der Aufführung.

Das neu formierte Solisten-Orchester »Kraichgau Barock« spielte stehend auf alten Instrumenten und unterstützte Solisten und Chor in einer ganz eigenen Klangsprache.

Gemeinsam gelang es den Künstlern unter der präsenten und sensiblen Leitung von Sebastian Hübner, Bachs komponiertes Glaubensbekenntnis vor dem überlebensgroßen auferstandenen Christus der Lutherkirche sinnlich erfahrbar werden zu lassen.

Text und Bild mit freundlicher Genehmigung von Thomas von Haefen
(Bruchsaler Rundschau von 23. 12. 2019)

Kammerchor Bruchsal präsentierte Bachs Weihnachtsoratorium in der Stadtkirche

Bachs wohl populärstes und beliebtestes sakrales Werk, sein Weihnachtsoratorium, war am Samstagabend in der Bruchsaler Stadtkirche zu hören. Sebastian Hübner, seit Anfang 2019 künstlerischer Leiter des Kammerchores Bruchsal, hatte sich mit seinem Ensemble dieses beeindruckenden Werkes angenommen und brachte 4 von den 6 Teilen gemeinsam mit dem Karlsruher Barockorchester und 4 geladenen Solisten zur Aufführung. Erstmals aufgeführt wurde die einzelnen Stücke, in dessen Mittelpunkt die Vertonung der Weihnachtsgeschichte steht, zwischen dem ersten Weihnachtstag 1734 und dem Heiligen Drei Königstag 1735 in der Nikolaikirche und Thomaskirche zu Leipzig, die gesanglichen Parts übernahm bei der Uraufführung der schon damals hochangesehene Thomanerchor, Bach als Kantor leitete die Musiker. Danach startete das einzigartige Werk seinen Siegeszug rund um die Welt, das bis heute gerne in der Advents- und Weihnachtszeit aufgeführt wird. Musikalisch ist das Werk in der Tradition der großen Passionen und Oratorien von Bach zu sehen. Auf die Rezitative, die den Bibeltext erzählen, folgen mit den Arien freie Dichtungen, die die Geschichte quasi erläutern und vertiefen sowie die Choräle, die denselben Zweck verfolgen. Bach komponierte nicht die gesamte Musik dafür neu, vielmehr übernahm er einzelne Passagen aus zuvor in Auftragsarbeit erstellten weltlichen Werken, wie z.B Beispiel der Eingangschor „Jauchzet frohlocket“. Und bereits bei diesem zeigte sich bei der Bruchsaler Aufführung die ganze Qualität der beteiligten Musiker, die den mehr als 500 Besuchern einen beeindruckenden musikalischen Abend bereiteten. Das 24- köpfige Karlsruher Kammerorchester musizierte ungemein homogen und ausgewogen, mit feinfühliger Dynamik und exzellentem musikalischem Empfinden Bachs spezielle Rhythmik meisternd. Auch der Kammerchor war bestens aufgelegt, in allen Stimmen bestens besetzt und bot die Chöre und Choräle mit großer Intensität dar. Sebastian Hübner leitete das ganze mit leichter Hand souverän und konsequent, lediglich die nicht gerade optimale Akustik der Stadtkirche konnte auch er nicht beeinflussen, so hatten die Flöten und Violinen bei gleichzeitigem Spiel der Trompeten und Pauken fast keine Chance gehört zu werden, insbesondere nicht bei den groß angelegten Eingangschören der Kantaten. Mit dieser Akustik hatten auch die Solisten ein wenig zu kämpfen, die Sopranistin Cornelia Winter ging leider ein wenig unter, Georg Gädker Bass wusste sich dagegen besser durchzusetzen. Herausragend sicherlich der Countertenor Franz Vitzthum, dessen Darbietung seiner Arien mit seiner speziellen Stimmfärbung und intensiven Interpretation eine Offenbarung waren, überzeugend auch der Tenor Christian Rathgeber bei seiner Interpretation der Rezitative. Alles in allem eine sehr feine Aufführung, die die Besucher begeisterte, unverständlich aber, das auf dem Marktplatz parallel noch eine Veranstaltung lief, die mit Lautsprecherlärm die Aufführung doch sehr beeinträchtigte.

(Thomas von Haefen)

Das schreibt die BNN zum Konzert des Kammerchors am 14. Juli 2019 im Bürgerzentrum:

Kammerchor Bruchsal führte romantische Werke auf

 Das Konzert fand im Bürgerzentrum in Bruchsal erstmals unter der Leitung von Sebastian Hübner statt. Es erklangen Werke von Mendelsohn Bartholdy, Hensel, Reger und Brahms, die überwiegend A-cappella vorgetragen wurden. Abgerundet wurde das Programm durch „Lieder ohne Worte“ für Klavier von Mendelsohn Bartholdy, gespielt vom jungen Pianisten Toshiki Esau.

Eröffnet wurde das Konzert mit dem innigen „Morgengebet“ von Felix Mendelsohn Bartholdy. Mit differenziertem und dynamisch fein ausgelotetem Klang sang der Chor von Beginn an mit einer sehr deutlichen Artikulation. Wilhelm Hensel dichtete für seine Frau Fanny den „Morgengruß“, den sie 1846 in ihren Gartenliedern vertonte. Ausdrucksvoll und mit großem dynamischem Spektrum verdeutlichte der Kammerchor die Huldigung an die Natur ebenso wie in „Frühlingsahnung“ von Mendelsohn Bartholdy und „Lockung“ von Fanny Hensel.

Elegisch-verklärt erklang das „Nachtlied“ von Max Reger sowie „In stiller Nacht“ von Johannes Brahms. Die romantische unerfüllte Sehnsucht verdeutlichte der Chor mit schwermütigem Ausdruck in „Ruhetal“ von Mendelsohn Bartholdy, „Abendlich schon rauscht der Wald“ von Hensel und „Ach, Bäumchen“ von Reger. Stimmgewaltig erklangen die gewitzten „Neckereien“ von Brahms, begleitet von Esau am Klavier. Der Pianist begeisterte solistisch mit vier „Lieder ohne Worte“ von Mendelsohn Bartholdy. Mit virtuosem Spiel musizierte er die lyrischen Stücke von liedhafter Beschaffenheit klangmalerisch. Zum Abschluss setzte der Chor ein musikalisches Ausrufezeichen im hoffnungsvollen Abendlied „Verstohlen geht der Mond auf“ von Brahms.

Mit drei Zugaben beendeten der Kammerchor Bruchsal und Pianist Toshiko Esau die Reise in die romantische Klangwelt. 

Simone Tonka

 

Mit freundlicher Genehmigung der Bruchsaler Rundschau und Markus Mertens

Sakrales Flüstern, adventliche Pracht

 

Den Höhepunkt dieses bezeichnenden Adventskonzerts erleben die Reihen in der Bruchsaler Hofkirche nach genau 40 Minuten und 38 Sekunden. Da funkelt Charles Villiers Stanfords opulentes „Magnificat in C“ mit all seiner Macht durch das gewaltige Kirchenschiff – und ein sichtlich ergriffenes Publikum muss fast an sich halten, nicht lautstark loszuklatschen.
Grund dazu gäbe es an diesem Abend, den der 26-stimmige Kammerchor zu einem wahren Erlebnis gestaltet.
Zum einen, weil Dirigentin Song-Yi Lee ihre Stimmgruppen meisterlich geordnet hat und mit einer formidablen Mischung aus Empathie und Strenge führt – zum anderen aber, weil diese atmosphärisch dichte Stunde dramaturgisch so klug gebaut ist, dass wir uns am Ende fast erlöst fühlen dürfen.
Doch von Anfang an. Denn am Anfang herrscht Stille und mit ihr ein zaghafter Heinrich Schütz, der sich inniglich wünscht: „Tröstet, tröstet mein Volk“. Entsprechend vorsichtig kommen auch die gelesenen Worte aus dem Buch Jesaja daher, die Sprecher  Bernhard Dedera achtsam und niemals pathetisch verliest, um sie klangvoll wirken zu lassen. Was sich auch über die sängerischen Leistungen sagen lässt, die in ihrer erhabenen Qualität für sich sprechen, um sich Konzertmoment für Konzertmoment langsam aber sicher in Richtung Zenit zu erheben.

Dementsprechend konsequent geht der Prozess moralischer Aufrichtung über das Traditionsstück „Meine Seele erhebt den Herren“, ein sattes „Pater noster“ von Strawinsky und die sakrale Melancholie aus Morten Lauridsens „O magnum mysterium“ ins tonale Elysium.
Selbst bei Jesaja sind wir mittlerweile längst bei jenen Passagen angekommen, die Kalb und Löwe, Kuh und Bär zu innigen Freunden machen und jenen paradiesischen Zustand der Glückseligkeit zelebrieren. Organist Dominik Axtmann, der bereits im Continuo-Klang mit blinder Selbstverständlichkeit überzeugte, muss mit der herrlichen Guilmant-Paraphrase auf Händels „Tochter Zion“ da im besten Sinne nur noch das melodische Beiwerk eines Programms liefern, das in sich selbst derart stimmig daherkommt, das man ins Schwärmen geraten könnte. Nicht, weil sich  Gesangsensemble und Instrumentalisten für ein besonders wirkungsvolles Programm entschieden hätten, sondern gerade und besonders, weil sie mit bescheidener Perfektion sakrales Flüstern und adventliche Pracht zu einem Genuss verzwirnen, der am Ende fast schon stehend gefeiert wird.

Markus Mertens

Bericht in der Bruchsaler Rundschau zum Konzert

Novembernacht mit Musik erfüllt

Kammerchor Bruchsal begeistert mit Konzert

„And the Night shall be filled with Music“ – die Nacht soll erfüllt sein mit Musik, diesem Motto hauchte der kleine aber feine Kammerchor Bruchsal auf hohem Niveau Leben und Seele ein. Die Konzertbesucher in der Aula des Heisenberg Gymnasiums durften sich freuen auf einen kreativen Wettstreit zwischen Chor, Klavier und Stimme im Spiegel des 18. bis 20. Jahrhunderts.

Musikstücke von Josef Haydn, Robert Schumann, Gioachino Rossini, Maurice Ravel, Camille Saint-Saens, Mortem Lauridsen, Johannes Brahms, Eric Whitacre und Greg Gilpin erklangen. Vertieft wurden die Musikstücke mit Lyrik und Gedanken von Wilhelm Busch, Johann Wolfgang Goethe, Eric Fried, Else Lasker-Schüler, Hermann Hesse, Friedrich Hölderlin und Josef Eichendorf – exzellent vorgetragen von Bernhard Dedera. Alle Kompositionen und Texten spiegelten die Stimmungen der Menschen im grauen, oft mit Nebel erfüllten November wider, aber auch die Freude, die Lust zu singen und zu fabulieren über die Natur, die Liebe und das Leben.

Den Taktstock führte Ulrich Brückmann, Toshiki Esau begleitete den Chor am Klavier. Mit Solostücken für Klavier vom Robert Schumann und Johannes Brahms brillierte die Pianistin Izumi Shishino-Esau. Es war beeindruckend mitzuerleben, mit welcher Leidenschaft, Eifer und großen Stimmen die derzeit 35 Sängerinnen und Sänger die teils hohe Anforderungen stellenden Musikstücke meisterten. Alle sehen sich als Sänger, die ihr Hobby mit Einsatz und Freude an der Musik ausüben.

Gegründet hat sich der Chor im Jahr 1984. Schwerpunkt seines Repertoires liegt auf barocken und romantischen Kompositionen. Immer wieder ergänzt er seine Konzerte mit außergewöhnlichen Projekten so auch dieses Konzert am Sonntagabend. Mit viel Applaus bedankte sich ein begeistertes Publikum für das Gehörte.

hüb

Das schreibt die BNN zum Konzert »O Magnum Mysterium«

„O Magnum Mysterium“

Glanzvolles Konzert des Kammerchors in der Barockkirche St. Peter Bruchsa

Am schönsten und besten Ort, den Bruchsal, ja die ganze Region zu bieten hat, zelebriert der Bruchsaler Kammerchor und erstmals unter neuer Leitung ein lupenreines A-Cappella-Programm der besonderen Art im besonderen Ambiente. Konzerte mit anspruchsvoller Musik sind in St. Peter immer Kunstsparten übergreifend, immer multisensorisch für Auge und Ohr. Letzteres im doppelten Sinne, weil das Gehörte eine Leistung der Musiker und Sänger abbildet, gleichzeitig aber von der einmaligen Raumakustik erhöht, quasi vergoldet wird. Was den geneigten Zuhörer beglückt, ist für die Akteure eine besondere Herausforderung, weil der kuppel-verzögerte Nachhall äußerste Präzision der Tempi und Artikulation abverlangt. Genau das ist es, was dem Schirrmeister-Nachfolger Andreas Christoph Meier meisterhaft gelang, nämlich mit dem Raum musizieren, geduldig die Echos auskosten und die denkbar größte dynamische Spannweite wagen. Vom gesunden fast Te-Deum-geeigneten Fortissimo bei Bruckner bis zum unerhörten Pianissimo in erlösenden Dur-Schlüssen bei Reger, Brahms und Mendelssohn. Erlesene Motetten aus Romantik bis Gegenwart und ein thematischer Rahmen, der den theologischen wie auch musikologischen Meister erkennen lässt. Im Wechsel dazu wiederum thematisch abgestimmt ein Reigen Bach’scher Orgelmusik mit Johannes Sieber im Bruchsaler Heimvorteil, der in Freiburg Schul- und Kirchenmusik studierte und aktuell zu den Gefragtesten seiner Zunft zählt. Mit Bach fang an, mit Bach hör auf, nicht ganz, weil im Finale die Brahms’sche Variante zum entsprungenen Ros besser passte, zeigte er sein Meisterschaft mit kluger Registrierung, ein Aufwach-Tutti zum Einstieg, flinke Virtuosität in BWV 601 und ausgekostete Linien und Phrasierungen in den Leipziger- und Schübler-Chorälen, auch in den Choralvorspielen aus dem Orgelbüchlein. Der mit versierten Stimmen besetzte Kammerchor gestaltet durchweg hoch konzentriert mit homogenem Diskantklang, präsentem Alt, auch als zweiter Sopran in Engführungen überzeugend, mit tragfähigem Tenor in allen Höhen und einem immer kultiviert fundierenden Bass. Dem wohlvorbereiteten Chor gelingen alle freien Sprünge in andere Tonarten, er phrasiert immer sensibel, niemals aufdringlich und genießt den Klangzauber im dafür idealen Kirchenraum. Der Dirigent hat die Noten im Kopf, was seine hervorragende Meisterschaft und solide Vorbereitung beweisen. Den Feinschliff erhielt der gebürtige Mittelbadener und ebenfalls professionelle Schul- und Kirchenmusiker an den Hochschulen in Karlsruhe und Rottenburg. Seine künstlerische Schuhgröße ist passgenau zu Martin Schirrmeisters Fußstapfen, und für den Bruchsaler, aber auch überregional anerkannten und gelobten Kammerchor ein Glücksfall, mit Andreas Meier künftig zu arbeiten. Feinste Klangfarben in Anton Bruckners Virga Jesse (1885) und ein Gänsehaut auslösendes dreifach-Pianis-simo im E-Dur-Schluss des Allelujas im wirklich einmaligen Klangerlebnis für alle Freunde anspruchsvoller Chormusik.

Zeitgenössisch endet das bemerkenswerte Konzert mit dem titelgebenden „O magnum mysterium“ von Morten Lauridsen vor dem Weihnachtsklassiker „Es ist ein Ros entsprungen“ von Michael Prätorius, das Andreas Meier auf Halbe dirigiert, weil er weiß, wie man tragfähige Linien zeichnet und musikalische Spannung in die große Akustik zaubert. Und da kommt Friedrich Schiller in den Sinn, weil die hohe Kunst uns an goldenen Ringen zwischen Erd‘ und Himmel schwebend hält.

Johann Beichel

Das schreibt die BNN zum Passionskonzert 2016:

Martin Schirrmeister verabschiedet sich als musikalischer Leiter des Kammerchors Bruchsal

Kaum waren die Klänge des Chors zu den Worten »Wir setzen uns in Tränen nieder« verklungen, erhoben sich auch schon die ergriffenen Zuhörer mit feuchten Augen, um am Ende der großartigen Darbietung der »Matthäuspassion« von Johann Sebastian Bach den Ausführenden ihren Respekt zu zollen, wobei das Bewusstsein, Martin Schirrmeister als musikalischen Leiter zum letzten Mal erlebt zu haben, eine nicht unerhebliche Rolle gespielt haben dürfte. Die Einstudierung dieser Komposition, Gipfel ihrer Gattung, Offenbarung von zeitloser Vollkommenheit, bedarf einer äußerst sensiblen Herangehensweise, eines ausgeprägten Gespürs für die dem Werk innewohnende Dramatik einerseits und der Schwermut und Elegie andrerseits. Dank dieser Fähigkeiten gelang dem musikalischen Leiter eine mustergültige Interpretation. Die vom Komponisten geforderten beiden Chöre entsprachen den Kammerchören von Bruchsal und Oberaspach. Die Präzision bei den dramatischen Wechselgesprächen und den stürmischen polyphonen Teilen ließ die Zuhörerschaft erstaunen, die klangliche Reinheit insbesondere bei den sehr vom Sprachduktus aus gestalten dynamisch sehr differenzierten Choräle gingen zu Herzen. Die Solisten waren allererste Sahne: Der lyrische Tenor Sebastian Hübner gestaltete seinen Part als Evangelist mit lebendiger Klarheit bis in die höchsten Tonlagen. Dem Bassisten Matthias Horn waren die Jesusworte vorbehalten, Raimund Nolte die Bass-Arien. Beide Sänger mit ihrem voluminösen und zugleich wohltuenden Timbre loteten die Tiefen ihrer Parts sorgfältig aus. Dasselbe gilt für die mit einer edlen Sopranstimme begabte Antonia Bourvé. Besonders eindrucksvoll gestaltete die Altistin Marion Eckstein ihre Arien: in allen Tonlagen präsent, sicher und überlegen in den Koloraturen, eindringlich bei den melodischen Bögen. Ein großes Lob gebührt auch dem Karlsruher Barockorchester: Nie aufdringlich, immer präsent gerierte es sich als idealer Klangkörper, bei welchem Stefanie Kessler (Flöte), Georg Siebert und Anna Seidenglanz (Oboen), Dietrich Schüz und Gundula Jaene (Violinen), mit Alexander Strauss am Cembalo und an der Orgel die Aufgaben der konzertierenden Instrumente bei den Arien mit sicherem Gespür für die barocke Tonsprache überlegen gestalteten. Die Trauerode über den verstorbenen Jesus am Ende dieses legendären musikalischen Ereignisses hallte noch lange nach. Jedoch erstrahlte gleichzeitig das Bild des Auferstandenen an der Wand im Hintergrund in der Lutherkirche: Trost und Symbol des nahenden Osterfestes zugleich.

Herbert Menrath

Manche Zuhörer waren erstaunt, wie schnell die zwei Stunden der Johannespassion von Johann Sebastian Bach vergangen waren. Es ist ein anspruchsvolles Werk, für Ausführende wie für Zuhörende. In kunstvoller Weise sind in Bachs Komposition der biblische Passionsbericht und die ihn kommentierenden Choralsätze, Rezitative und Arien miteinander verwoben. Es gelang den Aufführenden, den Spannungsbogen über die gesamte Dauer der Aufführung aufrechtzuerhalten.

Der Kammerchor sang in der Bruchsaler Aufführung der Passion klangschön, intonationssicher, oft von packender Dramatik und starker und differenzierter Expressivität, die nie ins Gefühlige abrutschte. Die Turba-Chöre zeigten den Chor in verschiedenen Rollen der Handlung: Er verkörperte die gläubige Gemeinde, den wütenden Mob, die hämischen Kriegsknechte, die arroganten Gesetzeslehrer, und gab jeder dieser Gruppen eine eigene Klangfarbe, einen eigenen musikalischen Ausdruck.

Ins Zentrum seiner Interpretation stellt Sebastian Hübner die Choräle, die er als meditative Ruhestellen inmitten des dramatischen Geschehens interpretierte.

Daniel Schreiber (Tenor) gestaltete seine Arien mit intensiver Textausdeutung und führte als Evangelist mit schlanker und beweglicher Stimme durch die Passion, sang aber auch sprachgewaltig und ausdrucksstark: »Barrabas aber war ein Mörder.« In diesen wenigen Worten offenbarte sich das gesamte Drama der Leidensgeschichte.

Markus Lemke (Bass) sang die Jesusworte souverän, mimisch und stimmlich sehr differenziert und zeigte, dass in der Passion Jesu schon die Auferstehung mitgemeint ist. 

Matthias Horn (Bass) gestaltete seinen Part flexibel und klangschön. Ein überraschender Moment der Passion ist die Arie »Mein teurer Heiland«, in der sich der Sänger mit dem Chor verbindet, um gemeinsam über den Tod Jesu und seine Erlösung zu meditieren.

Magdalene Harer (Sopran) sang mit perlender Leichtigkeit, berückender Schönheit und mit großer Innigkeit, besonders spürbar in ihrer letzten Arie: »Zerfließe, mein Herze«. Wer wollte sich dieser Aufforderung nicht anschließen?

Nora Steuerwald (Alt) berührte mit warmer, einfühlsamer Stimme und mit ihrer tiefen Interpretation die Zuhörer, besonders in der Arie »Es ist vollbracht«, einer der vielen Höhepunkte der Aufführung.

Das neu formierte Solisten-Orchester »Kraichgau Barock« spielte stehend auf alten Instrumenten und unterstützte Solisten und Chor in einer ganz eigenen Klangsprache.

Gemeinsam gelang es den Künstlern unter der präsenten und sensiblen Leitung von Sebastian Hübner, Bachs komponiertes Glaubensbekenntnis vor dem überlebensgroßen auferstandenen Christus der Lutherkirche sinnlich erfahrbar werden zu lassen.

Manche Zuhörer waren erstaunt, wie schnell die zwei Stunden der Johannespassion von Johann Sebastian Bach vergangen waren. Es ist ein anspruchsvolles Werk, für Ausführende wie für Zuhörende. In kunstvoller Weise sind in Bachs Komposition der biblische Passionsbericht und die ihn kommentierenden Choralsätze, Rezitative und Arien miteinander verwoben. Es gelang den Aufführenden, den Spannungsbogen über die gesamte Dauer der Aufführung aufrechtzuerhalten.

Der Kammerchor sang in der Bruchsaler Aufführung der Passion klangschön, intonationssicher, oft von packender Dramatik und starker und differenzierter Expressivität, die nie ins Gefühlige abrutschte. Die Turba-Chöre zeigten den Chor in verschiedenen Rollen der Handlung: Er verkörperte die gläubige Gemeinde, den wütenden Mob, die hämischen Kriegsknechte, die arroganten Gesetzeslehrer, und gab jeder dieser Gruppen eine eigene Klangfarbe, einen eigenen musikalischen Ausdruck.

Ins Zentrum seiner Interpretation stellt Sebastian Hübner die Choräle, die er als meditative Ruhestellen inmitten des dramatischen Geschehens interpretierte.

Daniel Schreiber (Tenor) gestaltete seine Arien mit intensiver Textausdeutung und führte als Evangelist mit schlanker und beweglicher Stimme durch die Passion, sang aber auch sprachgewaltig und ausdrucksstark: »Barrabas aber war ein Mörder.« In diesen wenigen Worten offenbarte sich das gesamte Drama der Leidensgeschichte.

Markus Lemke (Bass) sang die Jesusworte souverän, mimisch und stimmlich sehr differenziert und zeigte, dass in der Passion Jesu schon die Auferstehung mitgemeint ist. 

Matthias Horn (Bass) gestaltete seinen Part flexibel und klangschön. Ein überraschender Moment der Passion ist die Arie »Mein teurer Heiland«, in der sich der Sänger mit dem Chor verbindet, um gemeinsam über den Tod Jesu und seine Erlösung zu meditieren.

Magdalene Harer (Sopran) sang mit perlender Leichtigkeit, berückender Schönheit und mit großer Innigkeit, besonders spürbar in ihrer letzten Arie: »Zerfließe, mein Herze«. Wer wollte sich dieser Aufforderung nicht anschließen?

Nora Steuerwald (Alt) berührte mit warmer, einfühlsamer Stimme und mit ihrer tiefen Interpretation die Zuhörer, besonders in der Arie »Es ist vollbracht«, einer der vielen Höhepunkte der Aufführung.

Das neu formierte Solisten-Orchester »Kraichgau Barock« spielte stehend auf alten Instrumenten und unterstützte Solisten und Chor in einer ganz eigenen Klangsprache.

Gemeinsam gelang es den Künstlern unter der präsenten und sensiblen Leitung von Sebastian Hübner, Bachs komponiertes Glaubensbekenntnis vor dem überlebensgroßen auferstandenen Christus der Lutherkirche sinnlich erfahrbar werden zu lassen.